Abschied von einer „Herzbluterzieherin“ nach 43 Jahren im DRK-„Eschennest“
"Tschüß!" - ein Berufsleben im Dienste der Kinder
„Tschüß!“, sagt ein kleiner Junge ganz leise in den neuen, sehr modernen Bewegungsraum des „Eschennestes“ hinein. Ausschließlich Erwachsene haben ihn in Beschlag genommen, denn es gibt etwas sehr Besonderes zu feiern: Barbara Schindel wird nach 43 Jahren beim DRK verabschiedet. Wenn man sie in Jeans und T-Shirt, lachend und dynamisch, erlebt, dann mag man den Begriff kaum auf sie anwenden, aber er trifft es nun einmal. Die staatlich geprüfte Erzieherin und stellvertretende Leiterin ist ein Urgestein dieser DRK-Kita. Im Jahr 1981 hat die Eschederin ihre Laufbahn hier in diesem Ganztagskindergarten mit wechselvoller Geschichte begonnen, und nach 43 Jahren - prall gefüllt mit Kinderleben, immer wieder neuen Herausforderungen hinsichtlich Betreuung, Organisation und Struktur, einem Brand, unterschiedlichen Teams und nicht zuletzt Bauvorhaben – beendet sie ihr Berufslaufbahn in dieser Einrichtung.
Aktuelle und frühere Weggefährten, an erster Stelle Renate Stauche, die langjährige Inhaberin der Leitungsposition, die nun von Güler Berse ausgefüllt wird, Eltern, der Bürgermeister Heinrich Lange, Gemeindemitarbeiter sowie Vertreter des DRK, das als Träger fungiert, sind gekommen, um dem liebevoll und ideenreich vorbereiteten letzten Arbeitstag beizuwohnen und mitzugestalten. Barbara Schindel ist umgeben von einem Meer aus Blumen, das stetig wächst, während in Wort und Bild zurückgeschaut wird auf ein Berufsleben im Dienste der Kinder. Einen großen Einschnitt stellte der Brand im Jahr 1992 dar, der das damalige Gebäude komplett vernichtete. Nicht nur, aber auch die Bewältigung des Neustarts schweißte Renate Stauche und Barbara Schindel zusammen. „Wenn es ganz schlimm wurde, dann halfen nur noch Kaffee und Nougatringe“, berichtet Stauche in ihrer bewegenden Rede, die einen Werdegang Revue passieren lässt, der die Entwicklung des Kita-Wesens der vergangenen vier Jahrzehnte spiegelt – aufgrund des verheerenden Brandes auch in architektonischer Hinsicht. Der Neubau des „Eschennestes“ in den 90er Jahren bildete den damaligen neuesten Standard ab. Wie sehr dieser sich verändert hat, lässt sich ablesen am Erweiterungsgebäude, das am vorletzten Arbeitstag Barbara Schindels eingeweiht wurde. Sie hat es noch mitgeplant, arbeiten wird sie hier nicht mehr.
Das Erscheinungsbild des neuen DRK-„Eschennestes“ ist ein völlig anderes. Die Abschiedsrede der „Herzbluterzieherin“, wie Renate Stauche die Hauptperson der Feier immer genannt hat, macht jedoch deutlich, dass es bei dem Beruf, den Barbara Schindel fast ein halbes Jahrhundert lang ausgeübt hat, nur auf eines ankommt: „Es gab und gibt für mich nichts Schöneres als den Umgang mit Kindern.“ Sie sah sich nie als Erzieherin, sondern stets als Begleiterin der Schutzbefohlenen. Viele gefühlvolle, sehr überzeugende Dankes- und Abschiedsworte werden an diesem Vormittag gesprochen. Zum Stil, wie Barbara Schindel ihren Beruf gelebt hat, passt jedoch am besten das leise Tschüß aus dem Munde eines Kita-Kindes.
Text und Fotos: Anke Schlicht