„Wir vermissen Euch auch“
Wir denken an die Kinder, sie denken an uns.
Alles ging ganz schnell. „Am Freitagmittag haben wir erfahren, dass am Montag die Kindergärten, -tagesstätten und Krippen nicht mehr öffnen dürfen“, berichtet die Leiterin der DRK-Kindertagesstätte „Kinnerhus“ in Müden, Cornelia Beyer, über den Beginn der Corona-Krise Mitte März. Die Pandemie ließ keine Zeit, die Schutzbefohlenen auf die Situation vorzubereiten. Bis zu den Sommerferien bleiben alle nicht-schulischen Einrichtungen für Kinder geschlossen. Auch die Spielplätze fallen als Begegnungsstätten weg. Was bedeutet es für die Kleinen, dass sie von einem Tag auf den anderen ihren gewohnten Alltag nicht mehr leben dürfen? Die Gesellschaft wird wohl erst Antworten bekommen, sobald aus den heutigen Kindern Erwachsene geworden sind.
Fest steht, dass die Erzieherinnen (Männer sind hier noch die große Ausnahme) für ihre Schützlinge wichtige Bezugspersonen sind. „Da ist eine ganz starke Bindung. Das soll auch so sein“, erläutert die DRK-Mitarbeiterin Cornelia Beyer und fügt mit Blick auf ihre neue Erfahrung, wie in Corona-Zeiten Kontakt gehalten wird, hinzu: „Deshalb ist das jetzt auch so wichtig.“ Wenn es um die Jüngsten in unserer Gesellschaft geht, kommt ein Umstand hinzu, der für die Erwachsenen nicht gilt: Die Kleinen nehmen weder über Whatsapp noch über E-Mail oder Smartphone Kontakt auf. Sie haben ihre eigene Art der Kommunikation, die sie im Moment nur sehr eingeschränkt ausleben können. Umso größer ist die Bedeutung der Botschaften, die sich die Kinder und die Mitarbeiterinnen der DRK-Einrichtungen untereinander auf ganz besondere Art und Weise zukommen lassen.
Das Internet bleibt draußen - man schreibt sich Briefe, malt Bilder, hängt Spruchbänder in den Eingang, legt bemalte Steine an den Kita-Zaun, macht Aushänge in den Fenstern zur Straße hin. So unterschiedlich die Form, so einheitlich die Botschaft: „Wir denken an die Kinder, sie denken an uns“, sagt Cornelia Beyer.
Die Leiterin der Kindertagesstätte „Osterberg“ in Eschede, Karina Burmeister, hat sogar erlebt, dass ein paar Tränen flossen. „Die Eltern waren sehr gerührt“, berichtet Burmeister. Sie hat als Botschaft für die Kinder ein Spruchband mit der Aufschrift „Wir vermissen Euch“ ins Portal gehängt. Zahlreiche Reaktionen folgten. Ein Geschwisterpärchen klebte ein Bild mit einem Herzen an die Tür – der dazugehörige Satz spricht allen aus dem Herzen, die derzeit Corona-bedingt getrennt sind: „Wir vermissen Euch auch“.
Text: Anke Schlicht
Fotos: Cornelia Beyer und Karina Burmeister