Rotkreuz-Ehrenamtliche: Lebendige Rotkreuz-Geschichte
CELLE. „Hier wird nur geredet, Kaffee getrunken und Kuchen gegessen“, sagt Heinrich Stephan fast ein wenig entschuldigend, als müsse er der Frage nach einem Programm zuvorkommen.
Seit 2017 leitet er den Seniorenkreis des DRK-Kreisverbandes Celle. „Wir sind unter uns, manchmal singen wir auch ein Lied“, fährt er fort. Einmal im Jahr treffen sich rund 15 ehemalige Rotkreuz-Ehrenamtliche in leitenden Funktionen aus dem ganzen Landkreis zu Spaziergängen, Ausflügen oder Kaffeerunden.
„Gemeinschaft und Austausch mit alten Bekannten“ mache den Reiz dieser Zusammenkünfte aus. „Dass man sich mal sieht, schließlich hat man ja mal zusammengearbeitet“, begründet Rosemarie v. Wege ihre Teilnahme. „Sozial- und Sanitätsdienst und Küche“, antwortet die 85-Jährige aus Lohheide knapp auf die Frage, wie ihr Betätigungsfeld ausgesehen habe. Seit 65 Jahren ist sie Mitglied des Roten Kreuzes, also von Jugend an dabei. Damit verfügt sie neben der Kunst des Understatements über eine weitere Parallele zu ihrem Sitznachbarn, Karl Hörnicke. Dieser ist 85 Jahre und trat als Heranwachsender den Jugendkreuzlern in Eschede bei. „Das war eben meine Jugendgruppe“, berichtet der frühere Direktor der Gemeinde Fassberg, er sei Mitglied und sonst nichts. Das nähere Umfeld an der Kaffeetafel weist auf seinen Vorsitz im Ortsverein Fassberg und die Gründung des Seniorenkreises hin, Frau v. Wege war unter anderem bei der Waldbrandkatastrophe im Raum Eschede und dem ICE-Unglück im Einsatz. Schnell wird klar: Hier schlummert ein Schatz an Geschichten, der, selbst wenn es sich nur um kurze Andeutungen handelt, auch die Historie des Kreisverbandes Celle widerspiegelt.
Welche Kraft manche Persönlichkeiten zu Lebzeiten entfaltet haben, wird deutlich, wenn über ihren Tod hinaus immer wieder über sie gesprochen wird. Der Name des langjährigen Kreisdirektors und Vorsitzenden des DRK-Kreisverbandes Celle-Land von 1985 bis 95 steht im Raum. „Ja, mein Mann war ein Altgedienter“, sagt seine Frau Lerke, die gerne an den Treffen teilnimmt, „er war auf dem Land aufgewachsen, dort spielte das Rote Kreuz eine große Rolle“, fährt sie fort.
Hilmar von der Wense war maßgeblich daran beteiligt, dass der Kreisverband von der Stadt ein eigenes Zentrum erhielt. Heute ist es der Arbeitsplatz des jetzigen Vorstandes, Wilhelm Köhler und Ketija Talberga. Beide sind Gäste des „Veteranentreffens“. „Wir freuen uns immer auf diese Runden“, begrüßt Talberga die Rotkreuzler, „die Zeit ist immer viel zu kurz, man erfährt so vieles.“ Mit einer kurzen Ansprache lassen die Ehemaligen das Mitglied des Vorstands jedoch nicht davonkommen. „Was gibt es denn Neues?“, heißt es aus den Reihen des Seniorenkreises. Die Frage ist für Talberga Anlass, die Anwesenden auf den neuesten Stand zu bringen, und zeigt darüber hinaus, dass die Ehemaligen ihr Interesse an den aktuellen Geschehnissen ihrer ehrenamtlichen Heimat bewahrt haben. Angesprochen auf das Motiv für den Beitritt zum Roten Kreuz halten sie es mit dem früheren Vorsitzenden, Hilmar von der Wense, der einst sagte: „Ich überlegte immer, wie man den Menschen helfen kann.“
Text und Fotos: Anke Schlicht