„Herzbluterzieherin“ feiert 40-jähriges Jubiläum
Rotkreuz-Grundsatz der Menschlichkeit hat die größte Bedeutung
Die Erzieherin und stellvertretende Kita-Leiterin Barbara Schindel ist ihre gesamte berufliche Laufbahn über dem Ganztagskindergarten „Eschennest“ in Eschede treu geblieben. In 40 Jahren hat sich in der DRK-Einrichtung viel verändert.
Ein Foto von Barbara Schindel in einer typischen Berufssituation aufzunehmen, ist einfach, obwohl es weiterer Personen dafür bedarf. Man bittet sie einfach, kurz in den Außenbereich zu gehen, und schon ist sie umringt von einigen ihrer Schützlinge, die ihr einen Stein präsentieren, den sie gerade gefunden haben, ihr ein Wehwehchen zeigen, ihr etwas erzählen, was ihnen gerade durch den Kopf geht, oder ihre Erzieherin, still dasitzend, einfach gut in Szene setzen.
Ort des Geschehens ist der Escheder DRK-Kindergarten „Eschennest“. Am 1. August vor exakt 40 Jahren hat die Berufslaufbahn von Barbara Schindel hier begonnen, seinerzeit zwar noch an einem anderen Standort, aber in Eschede, ihrem Heimatdorf, und schon damals ein Ganztagskindergarten. Die staatlich geprüfte Erzieherin ist der Einrichtung treu geblieben und hat sie auch in ihrer Funktion als stellvertretende Leiterin mitgeprägt. Erinnert sie sich noch an ihren ersten Tag im Jahr 1981? „Ja“, antwortet sie lachend. Kaum etwas ist übrig von der Atmosphäre, der Organisation, der Art, wie man mit den Kindern umging. Es hat sich ein Wandel vollzogen, und Barbara Schindel war mittendrin und hat ihn mitgestaltet. „Ich sehe mich nicht als Erzieherin, sondern als Begleiterin der Kinder“, sagt sie. Damals arbeitete man nicht als Team, eine gewisse Strenge war spürbar, auch unter den Erwachsenen. „Heute ist unser Ansatz situationsorientiert. So lautet auch das offizielle pädagogische DRK-Prinzip, d.h. das Kind in seiner Lebenssituation steht im Mittelpunkt und wird als eigenständige Persönlichkeit betrachtet. Wir arbeiten nach den sieben Grundsätzen des DRK, wobei für uns der Grundsatz der Menschlichkeit die größte Bedeutung hat“, erläutert Renate Stauche, die Leiterin des „Eschennestes“, die eng mit ihrer Kollegin verbunden ist. „Was haben wir alles gemacht“, läuten beide lachend einen kleinen, ereignisreichen Rückblick ein, der wie die Szene im Außenbereich verdeutlicht, dass für Barbara Schindel der Beruf Berufung ist.
Dass sie nach der Schule, „etwas mit Menschen machen wollte“, stand früh fest. Sie ist mit sechs Geschwistern aufgewachsen, hat selbst weder Kindergarten noch Vorschule besucht. Wer der erfahrenen Pädagogin zuhört, stellt schnell fest, die damalige Intuition war genau die Richtige. Schindel versteht sich auf Menschen, auf große und auf kleine. „Ich spüre, wenn da morgens vor dem Kindergarten zu Hause was war, dann biete ich an, dass erzählt wird.“ Sie gilt bei uns als Streitschlichterin, berichtet Renate Stauche, sie vermittelt unter den Streithähnen. „Was ist passiert? Lasst uns reden“, heißt in solchen Situationen der Lösungsansatz.
Dass es sich bei dem Neuzugang aus dem Jahr 1981 um talentierten Nachwuchs handelte, merkten auch die damals Verantwortlichen schnell. Schon 1983 wurde ihr die kommissarische Leitung anvertraut. Allerdings lehnte die junge Frau das Angebot, die Position dauerhaft zu übernehmen, ab. „Ich wollte für meine eigenen Kinder da sein, und das ging nur mit einer Teilzeitstelle“, blickt die zweifache Mutter zurück. Die Entscheidung hat sie nie bereut. Heutzutage haben sich die Prioritäten verschoben, „ich verurteile das nicht“, betont sie. „Mit viel Herzblut und eigenen Ideen hat Barbara die Kinderkrippe in Höfer mit aufgebaut“, berichtet Renate Stauche, die ihre Kollegin als „Herzbluterzieherin“ bezeichnet, für die ein weiteres Merkmal typisch ist. Sie sucht stets neue Herausforderungen - jüngstes Beispiel ist die Mitarbeit in der vor vier Jahren etablierten Integrationsgruppe, in deren Mittelpunkt Kinder mit besonderen Bedürfnissen stehen. „Ich habe Neues gelernt“, sagt die Jubilarin nicht ohne Stolz. Sowohl für Barbara Schindel als auch für Renate Stauche geht es trotz ihrer rund 120 Jahre, die sie gemeinsam in die Waagschale werfen, in diesem zukunftsorientierten, innovativen Sinne weiter, deutlich abzulesen an der abschließenden Aussage: „Wir haben immer noch das Feuer wie ganz am Anfang!“
Text und Fotos: Anke Schlicht