Einblick in „Wohnform der Zukunft“ für Senioren
Individuell betreut und wie zu Hause fühlen
„Na, das ist doch meine Gruppe!“ Mit diesen Worten begrüßte Jörn Schepelmann einige Damen und Herren an der gedeckten Kaffeetafel in der DRK-Seniorenresidenz in Hermannsburg. Als Mitglied des DRK-Präsidiums freute er sich, anlässlich des Tages der offenen Tür einige seiner „Schützlinge“, die er im Rahmen eines Praxistages vor wenigen Wochen in der Einrichtung betreut hatte, wieder zu treffen.
An den Tischen auf der Terrasse und im gemeinsamen Aufenthaltsraum mischten sich Bewohner und Gäste, darunter der Vorstand des Kreisverbandes und die Hermannsburger Bürgermeisterin Katharina Ebeling, in großer Zahl, um zunächst einmal das Kuchenbuffet in Augenschein zu nehmen. „Alle Kuchen wurden von unseren Mitarbeitern selbst gebacken“, umschrieb Fachbereichsleiterin Anke Brockmann in ihrer Begrüßungsansprache die gewünschte Atmosphäre: „Sie sollen sich wie zu Hause fühlen!“
Damit sprach sie gleichzeitig das eigentliche Thema des Nachmittags bei schönstem Spätsommerwetter an: Die Suche nach einem Ort für den Ausklang des Lebens: Auf zwei Etagen der Seniorenresidenz befinden sich zwei ambulant betreute Wohneinheiten mit jeweils zehn Plätzen, die vor einem Jahr eingerichtet wurden durch die Umwandlung von 23 stationären Pflegeplätzen. Sich diese einmal anzuschauen, informiert zu werden und Fragen stellen zu können, war das Hauptanliegen der Besucher, darunter zwei Schwestern aus Unterlüß, die für ihren Bruder, der zurückkehren möchte in seine Heimat, aber nicht mehr ohne Unterstützung den Alltag bewältigen kann, eine passende Umgebung.
„Das ist nichts anderes als eine Studenten-WG“, beschreibt Pflegedienstleiterin Sabrina Mielke während des ersten Rundgangs die „Wohnform der Zukunft“. „Die Wohngruppe lebt vom Miteinander, jeder und jede hat ein eigenes Zimmer mit Bad, für die gemeinsamen Aktivitäten steht ein offen gestalteter Wohn- und Essbereich zur Verfügung.“ Die Mahlzeiten werden im Team vorbereitet, auch alle anderen Haushaltstätigkeiten erledigen die Bewohner zusammen. „Und wie sieht es mit der Betreuung aus?“, lautet nur eine von zahlreichen Fragen. „Es ist rund um die Uhr eine Präsenzkraft vor Ort“, antwortet Sabrina Mielke. Jeder kann den Grad an Hilfe und Betreuung in Anspruch nehmen, den er benötigt oder möchte. Das starre Gerüst der stationären Pflege, das wenig Spielraum für individuelle Wünsche lässt, wird aufgelöst.
Dies bestätigt auch die Geschäftsführerin Ketija Talberga: „So viel wie möglich sollten die Bewohner noch selbst bestimmen und machen, darüber hinaus wird individuell betreut. So wird es hier gelebt.“
Anke Brockmann und Sabrina Mielke kommen erst nach Ende des Tages der offenen Tür dazu, sich am Kuchenbuffet zu bedienen. Ihr Fazit nach einem für beide anstrengenden, aber erfolgreichen Nachmittag fällt positiv aus: „Manche Besucher haben durchblicken lassen: ‚So kann man sich vorstellen, alt zu werden.‘“
Text und Foto: Anke Schlicht