„Die Herausforderungen waren immens“
DRK-Kreisverband Celle zieht Corona-Bilanz
CELLE. Für diejenigen, die aktiv an der Bewältigung der Corona-Pandemie beteiligt waren, ist es nach dem Abklingen der Infektionszahlen Zeit, Bilanz zu ziehen. Der DRK-Kreisverband Celle gehörte mit einer mobilen sowie einer stationären Teststation in Eschede zu den wesentlichen Akteuren in Stadt und Landkreis.
„Der Kern unserer Aufgaben als Hilfsorganisation ist ganz klar: Krisen zu bewältigen und in Katastrophenlagen für die Bevölkerung da zu sein und in der Not zu helfen. Diesem Auftrag kamen wir nach, indem wir u. a. die Anfrage der Kassenärztlichen Vereinigung sofort positiv beantworten konnten“, berichtet Kreisbereitschaftsleiter, Jörg Brandes. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen hat gemeinsam mit kreisfreien Städten, den Landkreisen und Gesundheitsämtern Strukturen zur Bekämpfung des Virus etabliert und den Kreisverband in seiner Funktion als nationale Hilfsorganisation mit der Einrichtung von Beprobungszentren beauftragt. Rund zwölf Mitarbeiter waren im Schichtbetrieb im Einsatz, um die durchschnittlich 60 bis 100 Tests täglich mit allen begleitenden Arbeiten durchzuführen. Bereits am 13. März bildeten die Rotkreuz-Verantwortlichen einen Sonderstab Covid-19, der täglich zusammenkam. Auch im Kompetenzzentrum Großschadenslagen des Landes Niedersachsen, das seinen Sitz in Celle erhielt, war das hiesige Deutsche Rote Kreuz mit zwei Vertretern präsent.
Das Hauptaugenmerk bei einer Infektion liegt auf dem medizinischen Aspekt, doch aufgrund der notwendigen Isolation galt es ebenso, bei praktischen Problemen des Alltags Abhilfe zu schaffen. Der Kreisverband und die Ortsvereine halfen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und weiteren Artikeln des täglichen Bedarfs. „Ohne unsere Ehrenamtlichen hätten wir den mobilen Einkaufsservice und andere notwendige Tätigkeiten wie das Nähen von Mund-Nasen-Bedeckungen, den Transport von Beprobungs- und Labormaterial sowie Schutzausrüstungen nicht bewältigen können“, hebt die Kreisbereitschaftsleiterin Doris Dieskau, hervor.
Die Pandemie hatte Auswirkungen auf sämtliche Einrichtungen. Insgesamt unterhält der Kreisverband an 19 Standorten Kindertagesstätten, jeweils ein stationäres und teilstationäres Haus für die Pflege älterer Menschen sowie ambulante Pflegeteams in Celle, Eschede, Wietze, Fassberg und Hermannsburg. Zahlreiche Kinder, deren Eltern den systemrelevanten Berufen angehören, wurden im Rahmen der Notbetreuung versorgt. „Hohe Anforderungen stellte die eingeschränkte Öffnung der Seniorenresidenz in Hermannsburg, da dadurch auch der Zugang zum ‚Betreuten Wohnen‘ nur begrenzt möglich war“, berichtet Ketija Talberga „selbst im häuslichen Bereich, ambulante Betreuung und Versorgung, waren die Limitierungen deutlich spürbar. Mit persönlicher Schutzausrüstung und Hygienemittel ‚ausgerüstet‘ konnten die Kunden versorgt werden“. Die hilfebedürftigen Menschen galt es ebenso zu schützen wie die Rotkreuz-Mitarbeiter selbst. „Eine Ansteckung wäre jederzeit möglich gewesen“, betont Talberga. Vorgebeugt wurde mittels entsprechender Schutzkleidung und Mund-Nasen-Bedeckungen. Die Mund-Nasen-Bedeckungen stellte ein Team aus freiwilligen Näherinnen kurzerhand im umfunktionierten Bildungszentrum selbst her.
Insgesamt ziehen die Vorstände, Ketija Talberga und Wilhelm Köhler, eine positive Bilanz: „Wir haben die Herausforderungen auch deshalb bewältigt, weil unser gesamtes Team bereichsübergreifend zusammengerückt ist. Allerdings waren die Herausforderungen als Ganzes betrachtet immens.“
Text: Anke Schlicht